Donnerstag, 29. April 2010

Liebe Post

Endlich mal wieder handgeschriebene Post. Und dann auch noch von jemandem, der sich gar nicht die Mühe machen müsste. Jemand, der uns theoretisch jeden Tag sehen könnte, wenn er, bzw. sie wollte. Aber ehrlich gesagt: In dem Fall ist mir ein Brief lieber.

Es handelt sich um unsere Nachbarin Frau K. Sie wohnt mit ihrem Mann unter uns und ist geistig nicht so ganz auf der Höhe. Zumindest ist dies die Interpretation sämtlicher anderer Hausbewohner. Frau K. hat scheinbar Halluzinationen. Sie hört Krach wo keiner ist, zum Beispiel Klopfen an Heizungsrohren und das Brummen von elektrischen Geräten. Regelmäßig klingelt sie bei uns und anderen, um sich über den Lärm zu beschweren.

Dazu muss man wissen, dass wir in einem Haus mit vielen älteren Menschen leben und es daher eine recht strenge Hausordnung gibt. Zusätzlich zum allseits bekannten und akzeptierten "22:00 Nachtruhe" gilt hier auch: Zwischen 12 und 15 Uhr ist Mittagsruhe. Da wir niemanden ärgern wollen und die Wände recht dünn sind, betätigen wir Waschmaschine, Geschirrspüler und Staubsauger also nur vor 12 und zwischen 15 und 22 Uhr. Grundsätzlich. Immer.

Trotzdem heute dieser Brief:

Hallo Nachbarn xxx! (da steht nur mein Name, der italienische Nachname des Lieblingsmenschen, der deutlich sichtbar am Briefkasten, der Klingel und der Wohnungstür steht, fehlt...)

Hören Sie bitte sofort damit auf, Ihre Spielchen mit dem Nachbarn bis Mitternacht auszudehnen. Die Hausruhe beginnt um 22°°, Punkt!

Weiterhin möchten wir Sie bitten, endlich damit aufzuhören nach Ihren Launen Ihren Maschinenpark u. das laute Wasserrauschen auf einen Pegel zu bringen, der nicht normal ist. (denn man hört sonst nichts). Das geht gar nicht!

Das ist Nötigung!

Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen!

K.

Man muss vielleicht dazu noch sagen, dass niemand im Haus mehr mit der Frau und Ihrem Mann spricht, auch keiner der anderen je etwas von unserem angeblichen Krach gehört hat und beide K.s nicht auf mein freundliches Grüßen reagieren, wenn ich Ihnen mal begegne, um zu verstehen, dass wir diesen Brief zwar aufheben, aber ansonsten ignorieren werden.

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